5. Juni 2013
Byword 2.0: Cool? Ja. Überzeugend? Nein.
Du hast es vielleicht schon gelesen. Byword 2 ist draußen. Wo ich anfangs durch einen Tweet noch in freudiger Erwartung war, ist nun – zumindest bei mir – Ernüchterung eingetreten. Versteh mich nicht falsch, ich liebe Byword immer noch (siehe mein Review von Version 1) und es wird auch weiterhin mein Markdown-Editor der Wahl bleiben. Das Update aber lässt mich ein bisschen mit der Stirn runzeln. Doch warum?
Das Feature: Publishing to WordPress, Evernote, Tumblr & Co
Schauen wir uns an, was die Hammer-Neuerung in Byword 2 ist: die Möglichkeit direkt aus Byword heraus einen Blogpost zu veröffentlicht. Unterstützt werden dabei
Das Update auf Version 2 ist zwar kostenlos, aber das Publishing-Feature kostet einmalig 5€ (per In-App-Purchase).
Prinzipiell finde ich das ziemlich cool. Byword steht für ein minimales, simples Interface nach außen ohne viele Einstellungen, ergänzt um eine Menge Power unter der Haube. Dementsprechend macht dieses Feature durchaus Sinn und passt auch gut in dieses Konzept. Allerdings wird es für den Großteil der potentiellen Anwender im momentanen Zustand kaum brauchbar sein.
Ziehen wir als Beispiel das Veröffentlichen über WordPress heran. Beiträge, die tatsächlich nur Text enthalten, funktionieren super. Aber was ist mit Bildern, dem Hauptzeitfresser beim Erstellen von Blogpost? Darum muss sich der Blogger noch immer selbst kümmern.
Außerdem gibt es zwar Felder für Tags und Kategorien, darin jedoch kein Dropdown oder Auto-Complete. Das bedeutet, sobald du einen Tippfehler machst, hast du ein neues Tag bzw. eine neue Kategorie. Unschön.
Man denkt mit im Hause Byword. Größtenteils.
Nichtsdestotrotz haben die portugisischen Entwickler von Metaclassy einen gewohnt guten Job gemacht. Ok, oben genannte Sachen wurden nicht beachtet, sind aber in der Umsetzung zugegebenermaßen nicht ganz ohne.[2]
Ein paar spezielle Features wurden trotzdem eingebaut. So ist z.B. das Eintragen von sogenannten Custom Fields möglich. Wenn du weißt, worum es sich handelt, wirst du dieses Feature zu schätzen wissen. Außerdem lässt sich ein Artikel beim Bloggen auf Tubmlr der Queue hinzufügen. Freut unter anderem auch den Andreas.
Wie gesagt: die Byword-Entwickler haben mitgedacht, aber nicht komplett zu Ende. Support für automatischen Bilder-Upload in Byword wäre richtig heftig eingeschlagen. Eventuell hätten wir sogar einen MarsEdit-Killer.
Weitere neue Features
Davon abgesehen bringt Byword ein paar interessante neue Features mit. Statt einem einfachen Popup bei einem Konflikt während der Synchronisation, kannst du als Benutzer in einem schicken Interface beide Dateien nebeneinander vergleichen. Epische Verbesserung.
Weiterhin: Offline-Support. Items werden heruntergeladen und sind offline verfügbar. Solltest du ohne Internetverbindung Änderungen durchführen, werden diese synchronisiert, sobald du wieder online bist.
Es gibt Batch-Move, -Delete und -Duplicate. Auch Ordner werden dabei unterstützt. Außerdem gibt es mit Avenir Next eine sexy neue Schriftart.[3]
Was zusätzlich recht fett ist: Copy Rich Text. Über ^⌥⌘C lässt sich Markdown als Rich Text exportieren, um z.B. in Mails eingefügt zu werden. Fetzt, ist aber ehrlich gesagt auch lange überfällig. Was mich zum nächsten Punkt bringt:
Allem in allem eher Bug Fixes als Major Update
Klar kann man Aspekte wie Copy as Rich Text und Batch-Aktionen für Ordner streng genommen als Features sehen. Für mich war es aber eher fehlende Funktionalität. Bugs. Die jetzt behoben sind. Nicht, dass ich diese Leistung schmälern möchte, aber an Byword 2.0 ist recht wenig wirklich Major. Das Publish-Tool, ok, da geh ich mit. Aber warte mal… das ist ja nur über einen In-App-Purchase verfügbar, in der Form also gar nicht Teil des Upgrade auf Byword 2.
Was bleibt noch? Die Lösung von Dropbox-Konflikten fetzt und Offline-Support. Der Rest? Kosmetik. Außerdem sind neue Features nicht zu Ende gedacht. So bleibt mit der neuen Version die Scroll-Position bei der Markdown-Vorschau erhalten. Allerdings nur eine eine Richtung. Das Feature an sich ist cool, aber eben nicht komplett fertig.
Außerdem: Sandboxing ist ja gut und schön, vor allem notwendig um mit den neuen App-Store-Richtilinien konform zu gehen. Allerdings führt das dazu, dass ein in Byword geöffnetes Markdown-Dokument und alle darin enthaltenen Bilder im selben Ordner sein müssen. Das entspricht allerdings nicht meinem Workflow, weswegen ich in Byword’s Markdown-Vorschau keine Bilder mehr angezeigt bekomme.
Das ist ok, schließlich benutze ich eh Marked[4] dafür. Traurig und eine in meinen Augen gewaltige Einschränkung ist es trotzdem.
Änderungen beim Schrift-Rendering
Was mir und Lukas, der mir netterweise den folgenden Screenshot erstellt hat, auch aufgefallen ist: die Schriften sind anders. Lukas nennt es schwarzer, ich vermute ein verändertes, kräftigeres Anti-Aliasing dahinter.
Was dem gelegentlichen Benutzer nicht weiter stören dürfte, nervt mich doch ein wenig. Die Unterscheidung zwischen normal gesetztem und fettem Text fällt dadurch ein bisschen schwerer. Der Kontrast wird einfach geringer. Nicht großartig aber für mich doch merklich.
Features, die ich schmerzlich vermisse
Abgesehen davon, dass viele Fixes eingebaut wurden: wo bleibt ein verbessertes URL-Scheme? Ist angekündigt. Warum kann ich die Shortcuts für Copy as Rich Text und Publish nicht individualisieren? Warum lässt die Sortierreihenfolge auf iOS nicht zwischen aufsteigend und absteigend ändern?
Um den konstant mekligen Ton in diesem Review etwas zu glätten: Die Jungs von Byword haben einen tollen Job gemacht. Man merkt, dass sie ihren Fokus immer noch auf die Kombination von einfacher Oberfläche und mächtigem Schreibwerkzeug legen. Trotzdem ist das Update den Hype meiner Meinung nach nicht wert. Es wird spannend, was noch draus wird, auf jeden Fall. Aber bis dahin bleibe ich vorerst skeptisch.
Weiterführende Links
- wie immer große Klasse: Macstories
- ausführlicheres, wenn auch etwas überschwengliches Review bei AppStorm
- Screenshot vom Publish-Tool bei Shawn Blanc
-
WTF?! ↩
-
Und ich weiß, wovon ich rede 😉 ↩
-
Ich für meinen Teil habe mich an Monospace-Fonts gewöhnt, deswegen ist mir das vergleichweise egal. ↩
-
Marked ist noch für kurze Zeit zum halben Preis zu haben. ↩
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