4. Oktober 2013
Reeder 2 – was fehlt?
Reeder, der Feed-Reader meiner Wahl, hat das vor mittlerweile gut 1,5 Jahren angekündigte und entsprechend lang ersehnte Update bekommen. Die neue Version kam kurz vor dem Erscheinen von iOS 7. Taktisch clever, um nicht im Update-Hagel der für iOS 7 angepassten Apps unterzugehen.
Ich möchte Reeder 2 an dieser Stelle nicht reviewen, da es nicht sooo viel neues gibt und dies außerdem an anderer Stelle bereits ausführlich genug getan wurde. Allerdings gibt es aus meiner Sicht ein paar Aspekte zu bemängeln und schlussendlich noch ein kleinen bisschen Meinung.
Was fehlt #1: (noch) einfacheres Swiping
Prinzipiell gibt es 4 Screens:
- Accounts
- Übersicht aller Feeds
- Übersicht eines einzelnen Feeds
- Artikelansicht
Zwischen all diesen Screens lässt sich wunderbar hin und her swipen, von links und von rechts, ohne irgendwelche Buttons. Bedienbarkeit über einen Finger, Gestensteuerung pur, gefällt mir wirklich. Schon bei meinem iOS 7 Recab hatte ich angedeutet, wie sehr ich mich darüber freue, dass Apple diese Gesten mit iOS 7 endlich in den Vordergrund rückt.
Allerdings ist die Swipe-Geste in Reeder an einer (für mich sehr nervigen) Stelle nicht konsistent umgesetzt.
Wenn du von der Artikelansicht (4.) zurück zur Übersicht eines einzelnen Feeds (3.) willst, kannst du den Swipe entweder am linken Rand oder auch weiter in der Mitte ansetzen.
Letzteres ist ziemlich dufte, da du den Daumen nicht so krass strecken musst. Kurz nach rechts gewischt und schon bist du zurück in der Übersicht des Feeds.
Willst du aber von dieser Übersicht (3.) zurück zur Übersicht aller Feeds (2.), hast du diese Flexibilität nicht mehr. Hier musst du zwingend vom Rand aus swipen (also Swipe-Möglichkeit 1 aus dem Bild oben).
Das klingt erstmal nach einer Kleinigkeit und ist es prinzipiell auch. Aber genau diese Kleinigkeiten machen doch am Ende den Unterschied aus.[1]
Was fehlt #2: Vermeiden unnötiger Animationen
Wenn du alle Artikel eines Feeds gelesen hast und zurück zur Feed-Übersicht wechselst, verschwindet der eben noch aktive Feed in einer kleinen Animation.
Vorteil dieser Animation: der Benutzer bekommt ein wenig Orientierung an welcher Stelle der Feedliste er vorher war. Nachteil: die Animation ist blockend. Wenn du weißt, wo du warst, und somit die Animation nicht als Orientierungshilfe benötigst, willst du den nächsten Feed auswählen, doch Reeder reagiert nicht.
Das ist ein generelles Problem von iOS 7: viele durchaus nützliche Animationen, die allerdings Aktionen blocken (z.B. beim Multitasking, oder beim Erscheinen der App-Icons nach eingeben des Codes im Lockscreen). Interaktion ist erst wieder möglich, nachdem die Animation vorbei ist. Bei Reeder ist es noch einen Tacken schlimmer, da die App auch gern mal abstürzt wenn du einen Feed auswählst, obwohl die Animation noch läuft.
Was fehlt #3: die letzte Polierung
Neben den beiden genannten Aspekten stören mich auch kleinere Sachen. Kleine Sachen, die zeigen, dass Reeder nicht zu Ende gedacht ist.
Will ich einen Artikel von Reeder zu Pocket schicken, muss ich ganz Old-School die Benutzerdaten eingeben.[2] Das ist eigentlich unnötig und auch nicht zeitgemäß, da Pocket unter iOS die Authentifizierung über die eigene App unterstützt. Entwickler müssen diesen Prozess halt nur integrieren. Silvio Rizzi, seines Zeichens Entwickler von Reeder, scheint daran nicht interessiert zu sein.
Außerdem kollidieren Accountname und Refresh-Status miteinander. Da hat jemand nicht bedacht, dass manche Buchstaben auch unterhalb der Baseline Ausprägungen haben (g, y, etc.)
Warum den Status nicht temporär in der Statusleiste statt Uhrzeit, Empfang & Co anzeigen?
Trotz enormer Wartezeit, fehlenden Updates und kleinen Fehlern die beste RSS-App
Normalerweise würde ich ambitioniert und optimistisch für jede der genannten Probleme einen Bug Report an den Entwickler senden. Das verkneife ich mir aber bei einer App, die 1,5 Jahre auf ein Update hat warten lassen.
Ehrlich gesagt würde ich auch lieber einen anderen RSS-Client auf dem iPhone bevorzugen. Allerdings war, ist und bleibt Reeder für mich der Beste auf dem iPhone. Und es sagt doch einiges über das noch immer in diesem Markt schlummernde Potential aus, wenn der beste Feedreader von einem einzelnen Entwickler kommt, der 1,5 Jahre lang ein Update versprechen kann, bevor er selbiges abliefert.
Nichtsdestotrotz werde ich daraus ein Stück weit Konsequenzen ziehen: für den Mac werde ich mir Reeder definitiv nicht kaufen. Ich habe am Desktop nie wirklich viele Feeds gelesen. Darum war der Kauf der Mac-Version von Reeder damals™ hauptsächlich Wohlwollen meinerseits um einen Indie-Entwickler zu unterstützen.
Davon werde ich diesmal absehen.
- Zur Verdeutlichung: Wenn du einen Artikel gelesen hast (4.) und dies der letzte neue Artikel in einem Feed war (3.), kommst du zwar über 2 Swipes zurück zur Feedliste (von 4. über 3. zu 2.), allerdings sind die Swipes jeweils zwei Verschiedene. Das nervt einfach und hemmt den Speed im Workflow. ↩
- Das bedeutet für 1Password-Benutzer wie mich: 1Password öffnen, Master-Passwort eingeben, Pocket-Eintrag suchen, Passwort kopieren, zurück zu Reeder wechseln, Passwort einfügen. Recht umständlich im Vergleich zu einem einzigen Button, den es braucht, um direkt über die Pocket-App Zugriff zu gewähren. ↩
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